IT-Nachgang TzD
Der Boroni atmet laut vernehmlich durch die Nase aus. Bravo, Waldemar, das hast Du ja blendend hinbekommen. Daß Du in Deiner Überheblichkeit, aber auch immer über das Maß aller Dinge hinauspreschen mußt. Jetzt sieh mal zu, wie Du das wieder gerade gebogen bekommst, denkt er bei sich, während er sich äußerlich, von einem Zögern einmal abgesehen, nichts anmerken läßt. Nun, meine Tochter, Du sprichst davon, daß Du Dein Vertrauen in die Diener der Götter verloren hast, daß Du von inneren Zweifeln gebeutelt bist und Deine "inneren Stimmen" Dir zu allem und nichts raten und Dich dann in entscheidenden Situationen doch im Stich lassen. Laß Dir nur so viel angeraten sein, daß auch ich meine "Dämonen" in mir trage und mich täglich, ja beinahe stündlich, gegen sie behaupten muß. Daß auch ich manchmal an allem und jedem zweifle, insbesondere an mir selbst, mich mein Glaube an den Herren Boron, aber immer wieder beruhigt und mir einen Anker bietet, an den ich mich ketten kann, um nicht im Strudel des alltäglichen Irrsinns zu versinken. Ich glaube, Du wirst hier wohl kaum jemanden finden, der Dich mehr verstehen kann, als ich. Vielleicht kannst Du Dich mir deshalb anvertrauen, weil ich nicht nur ein Diener Alverans bin, sondern auch ein "Leidensgenosse". Uns eint einiges, was Du momentan noch nicht siehst, oder sehen willst, bzw. zu sehen vermagst. Aber genau deshalb stehe ich vielleicht an Deiner Seite, um Dir Deine Last zu mildern und Dich aus der Dunkelheit zu führen.
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Salkya legt den Kopf ein wenig schräg und mustert den Priester skeptisch. Bruder Waldemar scheint eine Menge in ihrem Verhalten, in ihren Worten zu lesen, aber dennoch kratzt er lediglich an der Oberfläche. Er weiß nichts über sie, auch wenn er es behauptet; oder er will es ihr nicht sagen. Die Idee mit dem Anketten hat ihr offensichtlich nicht wirklich gefallen, erinnert es sie doch zu sehr an gefangen sein. "Was für Dämonen plagen Euch denn?" fragt sie den Geweihten, wohl mit dem Ziel tatsächlich Gemeinsamkeiten zu finden... vielleicht aber auch, um vom Thema abzulenken, oder etwas mehr Bedenkzeit zu gewinnen.
"Who saves a man, saves the world"
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Nun, wie soll ich es klar machen? Der Geweihte ist inzwischen stehen geblieben und schaut erst Salkya an, wendet dann jedoch den Blick in die Ferne während er weiterspricht. Wir Diener der Götter werden immer wieder von den Widersachern Alverans versucht, weil ihnen unsere geweihten Seelen besonders gefallen. So werden wir mit Einflüsterungen, die immer und immer wieder auftauchen, langsam mürbe gemacht. In jedweder Situation und zu jeder erdenklichen Zeit nutzen die Dämonen unsere Gedanken, wenn wir zweifeln, wenn wir überfordert oder entkräftet sind, um uns Versprechungen zu machen, die uns von der göttlichen Ordnung unmerklich entfremden. Sie "beraten" uns und geben vor, daß wir etwas besseres verdient hätten, daß man uns ungerecht behandelt und wir jedes Recht haben, uns zu nehmen, was uns zusteht. Sie "meinen es gut" mit uns, indem sie uns helfen wollen. In Wirklichkeit werden wir verleitet, von unseren eigenen Wertvorstellungen mehr und mehr abzuweichen, bis wir zum Schluß sogar bereit sind, Menschen, Freunden und sogar Familienmitgliedern in verschiedener Art und Weise weh zu tun und meinen uns dabei auch noch gut zu fühlen. Irgendwann kommt dann die Erkenntnis, daß man selbst zu weit gegangen ist, daß man sich selbst irgendwie gar nicht mehr versteht und gerne alles wieder rückgängig machen möchte, wenn man nur könnte. Doch zumeist ist es dann zu spät. Deshalb sollte man immer wieder einmal über sich selbst nachdenken, das eigene Verhalten kritisch hinterfragen und sich mit anderen austauschen, egal ob diese einem wohlwollend und kritisch gegenüber eingestellt sind. Es dient immer dem persönlichen Vorankommen und Entwickeln.
Er wendet sich zum Schluß wieder Salkya zu und versucht in ihren Augen zu lesen, wie sie sich fühlt. Ich hoffe, daß Salkya Vertrauen finden kann und ich einen Zugang zu ihr bekomme. Ich möchte ihr wirklich gerne helfen, für mich, für Alveran und allem voran für sie selbst.
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Auch Salkya ist stehen geblieben und lauscht den Worten des Geweihten nachdenklich. Sie blickt Waldemar nicht an, als dieser endet; nicht weil sie unhöflich sein will, sondern viel mehr, weil sie mit den Gedanken gerade woanders ist. "Er... Er spricht was ich denke... Was ich von Priestern gelernt habe zu denken", erwidert sie schließlich leise, vorsichtig, fast lauernd und in ihrem Blick liegt eine kaum zu leugnende Härte.
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Mein Kind, Waldemar atmet tief durch,werte Salkya, das ist genau der Ansatzpunkt, den ich versuche klar zu machen. Diese Entität dringt in Deine Gedanken ein und benutzt Dein Gedächtnis, um die Dir bekannten Argumente für und wider Dich einzusetzen. Egal wie Du diskutieren würdest mit IHM, wie Du argumentieren würdest, wie auch immer Du Dich entscheiden würdest, ER würde Dich mit Antithesen, Hypothesen, Synthesen und anderen Thesen in die Irre führen, bis Du Dir selbst nicht mehr trauen würdest und Dich SEINER Überzeugung anempfiehlst. Aber genau das möchte ich verhindern. Du bist eine erwachsene Frau mit wichtigen persönlichen Erfahrungen und einer eigenen Überzeugung, die nicht durch Dämonen beeinflußt werden sollte. Mit den letzten Worten hat er Salkya wieder einmal an den Schultern gepackt und sein Gesicht und Blick ihr zugewandt. Wehre Dich gegen IHN, reflektiere Dich mit mir zusammen und finden Deinen Weg. Löse Dich von SEINEM Willen. Und folge dem DEINEN!
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Das Salkya nicht sehr begeistert davon ist von dem Geweihten gepackt zu werden; dafür braucht man kein guter Menschenkenner zu sein. Über ihre Miene huscht Trotz, der Wunsch sich allem und jedem zu widersetzen, der über sie bestimmen will, ganz egal ob das jetzt ein Götterdiener oder ein Dämon ist. Ruckartig löst sie sich aus Waldemars Griff und tritt einen Schritt zurück: "Beweist mir, dass es ein Dämon ist", sagt sie und mustert den Mann lauernd. Wieder stoßen Zweifel, Unsicherheit und Furcht mit dem Wunsch nach Ruhe und Geborgenheit zusammen. Irgendwie möchte sie dem Geweihten gerne trauen, aber etwas hält sie davon ab.
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Bruder Waldemar läßt enttäuscht die Arme sinken, als Salkya sich seinem Griff entwindet. Bedauernd blickt er zu Boden und schüttelt traurig den Kopf. Leise flüsternd murmelt er unter seiner Kapuze: Herr Boron, Herrin Marbo, was prüft Ihr mich. Habe ich Euch nicht immer treu gedient und Euren Namen hochleben lassen? Aber ich weiß auch, daß Ihr mir nur Aufgaben übertragt, die ich auch meistern kann. Also will ich mich weiter bemühen, um dieses Kind.
Dann atmet er tief durch, blickt auf und schaut Salkya wieder an. Mit seiner tiefen und beruhigenden Stimme spricht er sie an: Werte Salkya, jetzt stellt Ihr Euren Verstand aber unter ein recht kleines Licht. Ihr wißt selbst, wie aberwitzig Eure Forderung ist. Wenn eine siebtsphärige Kreatur hier stehen würde, würdet Ihr diese Frage nicht stellen. Die Antwort würde sich in der Situation sofort ergeben. Da ein solches Wesen aber nicht hier vor uns steht, sondern sich in Euren Gedanken festgesetzt hat, ist die Beantwortung Eurer Frage nicht so profan. Alleine auf Grund der Frage selbst, ergibt sich aber die Antwort. Denn wäre es nicht ein Dämon, der in Euch wohnt, würdet Ihr diese Frage nicht stellen, sondern wie jeder alveransgläube Mensch Euch sicher sein, das ein Geweihter der Zwölfe die Wahrheit spricht. Daraus können wir also folgern, daß Ihr einen Dämon in Euch tragt, der Euch zu einer solchen Frage verleitet. Wissend und in tiefster Überzeugung seiner wahren Worte, sowie dem nötigen Alveransvertrauen, wartet er auf Salkyas Zustimmung.
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"Auch Priester machen Fehler. Und ich glaube in der Tat nicht, dass alle Götterdiener immer und zu jedem Zeitpunkt die Wahrheit sagen und immer die richtigen Entscheidungen treffen." Salkya schüttelt den Kopf und mustert den Geweihten skeptisch. "Ich hätte nicht gedacht das Ihr so etwas behaupten würdet." Kurz flackert Enttäuschung in ihrem Blick, hat sie Bruder Waldemar doch anders eingeschätzt. "Wären Priester perfekt und frei von Fehlern, wären sie selbst Götter und das sind sie nicht."

"Wenn es wirklich eine dämonische Kreatur ist... und selbst wenn es 'nur' ein Geist ist... möchte ich sie los werden. Es gibt schon von außen mehr als genug Leute, die von sich behaupten besser zu wissen, was gut für mich ist." Einen Moment schweigt sie und blickt den Geweihten dann wissend und zugleich fragend an: "Mit einem Geist müsstet Ihr anders umgehen, als mit einem Dämon. Was macht Euch so sicher, dass es nicht ersteres ist?"
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Bruder Waldemar läßt ernüchtert den Kopf sinken. An nur ganz kleinen Bewegungen seiner Kapuze ist zu erkennen, daß er den Kopf langsam schüttelt. Herr Boron, Güte Marbo, was prüft Ihr mich? Diese Herausforderung scheint zu groß für mich zu sein. Ständig diese Gegenfragen. Vielleicht bin ich doch nicht der Richtige, der Salkya führen und leiten kann, auf daß sie ihre Last loswerden kann. Meine Geduld ist nicht so unendlich, wie die Eure. Was kann ich noch tun, ihre Zweifel zu beseitigen?
Dann blickt er Salkya noch einmal traurig an. Mein Kind, wir schachern hier nicht um Argumente. Es geht um Euer Wohl und Eure Seele. Ihr müßt endlich vertrauen fassen! Wenn Ihr soweit seid, bin ich an Eurer Seite. Entscheiden müßt Ihr selbst. Mit größtem Bedauern, wendet er sich schließlich ab und geht mit sehr langsamen Schritten und hängendem Kopf zurück ins Kloster. Dort sucht er das zur Boron-gefälligen Halle umgestaltete Turmzimmer auf, kniet nieder und versinkt in einem innigen Gebet.
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Salkya blickt dem Mann nach, spürt Verwirrung und Unsicherheit in sich aufkommen. Sie hätte nicht damit gerechnet, dass er sie einfach stehen lässt. "Gut gemacht. Er wird dir nur weh tun. So wie die anderen Priester bisher auch", erklingt Seine Stimme in ihrem Kopf. Salkya wendet sich ab. Ein wenig läuft sie herum, bis sie sich schließlich auf eine Bank setzt. Sie spürt nichts in sich; nur endlose Einsamkeit, die selbst die Müdigkeit und die Kopfschmerzen verdrängt. Und wie damals schon einmal, verkriecht sie sich auch heute wieder in sich selbst.

Die folgenden Tage bringen kaum Veränderung. Keinem gelingt es die mentale Barriere zu durchdringen, die Salkya um sich errichtet hat. Sie spricht mit kaum jemandem überhaupt ein Wort. Schlaf bringt ihr wenig bis gar keine Erholung, wird sie doch beständig verfolgt von finsteren Träumen. Fragt man sie jedoch, vermag sie nicht zu sagen welche Bilder sie bedrängen. Mit jedem Tag der vergeht scheint ihre Kraft weniger zu werden. Sie sucht dem Schlaf zu entgehen und kann ihm doch nicht entkommen. Das Salkya noch da ist, ist allerdings ein untrügliches Zeichen, dass sich ein Teil von ihr, allen Widrigkeiten zum Trotz, immernoch an die Hoffnung klammert, dass man ihr hier helfen kann.

Wie oft hat Er sie am Anfang gefragt warum sie noch in dem Kloster verweilt und wann sie endlich zu gehen gedenkt? Die letzten drei Tage schweigt Er beharrlich. Aber Salkya spürt, dass Er stärker geworden ist, dass Er bald nicht mehr fragen wird. Wieder einmal sitzt sie auf der Bank, auf der sie in den letzten Tagen so oft gesessen hat. Allein. Leere in sich. Leere um sich herum. Leere und Einsamkeit. Und wenn sie die Augen schließt, Bilder, die sie nicht sehen will und an die sich ihr wacher Verstand weigert sich zu erinnern. Sie ist müde und kämpft doch dagegen an zu schlafen. Eine einzelne Träne rinnt ihre Wange hinab und sie beeilt sich sie fortzuwischen.
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Mit etwas steifen Gliedern erhebt Bruder Waldemar sich. Er muß wohl etliche Stunden hier im Gebet verbracht haben. Noch einmal bemüht er seine Disziplin, verneigt sich vor dem Altar und wendet sich schließlich zum Gehen. Auch wenn er sich als Geweihter mit Abstinzenzen gut auskennt, ist doch sein Hunger und Durst nicht alleine durch Gebete zu stillen. In der Küche läßt er sich etwas Wasser und Brot geben. Dann schaut er sich nach Salkya und ihren Freunden, sowie dem Novizen um, kann aber niemanden mehr im Garten finden. In den nächsten Tagen beobachtet er Salkya immer wieder, kreuzt ihren Weg und versucht bei aller Distanz doch stets präsent zu sein, um ihr zu zeigen, da er für sie da ist. Mit großem Bedauern und Sorge, bemerkt er, daß Salkya mit der ganzen Situation doch total überfordert scheint, der Schlafmangel (sei er nun von außen herbeigeführt, oder in einer Buße selbstauferlegt) sowie der Verzicht auf Essen haben die schmale Gestalt noch weiter gebeutelt.
Nach einigen Tagen sitzt Salkya mal wieder alleine auf der Bank im Garten und Bruder Waldemar beschließt nochmals einen Schritt auf sie zuzugehen. Er holt aus der Küche abermals Brot und Wasser und geht langsamen Schrittes zu Salkya in den Garten. Beim Näherkommen, meint er eine Träne auf ihrer Wange klitzern zu sehen, kann es aber wegen einer schnellen Handbewegung ihrerseits nicht klar erkennen. Brot und Wasser vor sich hertragend, tritt er auf sie zu.
Werte Salkya. Ich sehe wie Ihr darbt. Ihr müßt den Schaden Eurer Seele nicht auch noch unnütz auf Euren Körper übertragen. Dieser muß eh schon genug leiden. Dann solltet Ihr zumindest seine Grundbedürfnisse nach Nahrung und Schlaf nicht so mißachten. Ich möchte Euch keine Vorwürfe machen, aber bitte erkennt endlich, daß ich es gut mit Euch meine. Die Sorge um Euch und Euer Schicksal berührt mich. Ich hatte Euch vor Tagen gesagt, daß ich auch die Möglichkeit der "Therapie ohne Einwilligung" habe. Ich habe dies wohlwissendlich bisher nicht eingesetzt, da ich Euer Vertrauen gewinnen möchte. Wenn Euer Körper aber schlußendlich nicht mehr mit Euren hohen Anforderungen nicht mehr mithalten kann und Eure Seele final verloren zu gehen droht, dann muß ich andere Wege gehen. Nochmals gesagt: Ich möchte das nicht! Bitte, laßt mich Euch helfen.
Mit aufmunterndem Blick schaut er Salkya an. Allerdings ist dieses Mimikspiel durch den Schleier, den er in der vollen Praiossonne trägt, nur schemenhaft zu erahnen. Dann hält er ihr das Brot und den Becher mit Wasser hin.
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Salkya schaut zu dem Priester auf, als der auf sie zu kommt. Sie sieht müde aus, hundemüde. Ihr Blick eine Mischung aus Unsicherheit und Misstrauen, aber auch Furcht vermag er zu erkennen. "Wie sieht diese ... Therapie denn aus?" fragt sie leise, "Werden die Träume dann auch aufhören?"
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Boron und Marbo, ich danke Euch, daß Ihr Eurem Diener helft.
Bruder Waldemar blickt Salkya tief in die Augen. Die Therapie besteht an sich aus einer Reihe von Segnungen, Gebeten, Meditationen und Ruhephasen. Im Zuge dessen werde ich Dich immer weiter darauf vorbereiten, daß Du Deinem Dämon begegnest und ihn schlußendlich aus Dinem Körper und Deinem Geist verbannst. Danach werde ich die Wesenheit in die Niederhöllen zurückweisen. Diese Wesenheit wird sich voraussichtlich weigern und wehren. Vermutlich wird dies mit Schmerzen verbunden sein. Dabei wird uns ein Novize unterstützen müssen, denn auch ich werde unter der Last der "Therapie" leiden müssen. Vielleicht beruhigt es Dich, daß ich an Deiner Seite stehe und darbe. Du bist nicht allein. So die Götter wollen, wirst Du anschließend in einen ruhigen Schlaf fallen und Dich erholen können. Und wenn Du hinterher wieder etwas besser auf den Füßen bist, können wir uns an die Heilung Deiner Seele und Erinnerungen machen. Du bestimmst das Tempo und ich begleite Dich. Deine Träume werden, wenn Boron uns gnädig ist und der Dämon vertrieben wurde, auch wieder ruhiger und erholsamer werden.
Voller Bedauern schaut er Salkya an. Dann erhebt er sich, reicht Salkya die Hand und spricht aufmunternd: Wollen wir beginnen?
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Salkya lässt etliche Herzschläge schweigend vergehen, während denen sie einfach nur zu dem Geweihten auf schaut. Zögerlich nickt sie schließlich: "Wisst Ihr mit was für einer Kreatur wir es zu tun haben?" fragt sie leise, als sie vorsichtig nach seiner Hand greift. 'Du glaubst doch nicht, dass Ich diesen Unsinn mitmachen werde?' die Frage formt sich in ihren Gedanken und über Salkyas Miene huscht, noch während sie aufsteht, Unsicherheit; ist es doch das erste Mal seit drei Tagen, dass Er sich wieder zu Wort meldet. Und der drohende Ton Seiner Stimme gefällt ihr ganz und gar nicht.
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Bruder Waldemar setzt sich wieder neben Salkya. Beruhigend legt er ihr langsam die Hand auf die Schulter. Das wird unsere erste Aufgabe sein. Je mehr wir über die Kreatur, bzw. die Domäne aus der diese stammt, wissen, desto leichter wird es uns fallen, sie bei ihrem richtigen Namen zu nennen und zu bannen. Könnt Ihr mir sagen, wann Eure "wilden" Träume angefangen haben? Erzählt mir von Euren Träumen. Was habt Ihr dort gesehen? In welcher Art spricht es zu Euch? Wie sieht die Kreatur aus, oder hat sie sich Euch nie gezeigt? Das sind jetzt viele Fragen, aber die Antworten helfen uns weiter.
Aufmerksam schaut er Salkya an und versucht dabei beruhigend zu reden und jede Regung wahrzunehmen.
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Auch Salkya setzt sich dann doch wieder, als sie sieht, dass Bruder Waldemar Platz nimmt. "Ich weiß nicht, wann die Träume angefangen haben. In Gareth waren sie noch nicht so da." Kurz zögert sie, fährt aber doch leise fort: "Ich hab dort auch oft schlecht geträumt, aber das war anders. Anders als jetzt... Damals konnte ich mich an die Bilder erinnern; jetzt sind sie weg, sobald ich aufwache und ich weiß nur noch, dass ich ... wahnsinnige Angst habe... und dass ich eigentlich nicht mehr schlafen möchte... nie mehr." Sie schüttelt leicht den Kopf: "Aber das geht leider nicht."

Einige Herzschläge beobachtet sie schweigend einen Vogel, der in ein paar Schritt Entfernung einen Wurm aus dem Boden zieht: "Und ich kann Euch leider auch nicht sagen, wie Er aussieht. Er redet mit mir...zumindest hat er das bis vor ein paar Tagen noch getan.... und eben gerade..."
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Bruder Waldemar hört Salkya aufmerksam zu. Nun, das ist doch auf alle Fälle schon ein Anfang. Das Wesen zeigt sich Euch also nicht, sondern flüstert Euch nur in Euren Gedanken ein. Auch scheint er gewisse Phasen zu bevorzugen. Immer dann, wenn Ihr über eine Entscheidung nachdenkt etwa? Könnt Ihr den Zeitpunkt an dem Euren normalen Träume aufhörten, bzw. Eure wirren Träume und die Einflüsterungen anfingen etwas mehr einordnen? Was habt Ihr damals getan? Wo wart Ihr? Wem seid Ihr begegnet?
Sanft legt er Salkya den Daumen auf die Stirn, stimmt sich ihren Atem ein, beruhigt seinen eigenen Rhythmus und spricht dann weiter: Ich kann verstehen, daß Ihr nicht mehr schlafen, bzw. träumen wollte, wenn Ihr so in Angst dadurch versetzt werdet. Ich werde jetzt Eure Erinnerungen schärfen. Dadurch könnt Ihr das Vergangene besser betrachten. Es werden keine Träume sein, aber in manchen Teilen diesen sehr ähneln. Seid beruhigt und vertraut mir. Ich bin die ganze Zeit bei Euch und halte Euch.
Bruder Waldemar nimmt Salkyas Hand und legt sie auf das Rabensymbol, welches auf seiner Brust ruht. Er schließt kurz die Augen und intoniert dann einen leisen Singsang: Heiliger Rabe Alverans, gütige Marbo! In Nominae Sancta Velvenya et Sancta Noiona! Höret mein Flehen Ihr Göttlichen und segnet dieses Derenkind. Mögen Ihre Gedanken wahr und klar sein. Befreit sie von den Ängsten und Irrungen, denen sie unterliegt. Wahn und Alp sollen durch Bishadriel und Golgari ferngehalten sein. Mit ruhiger und warmer Stimme trägt sein Gesang dazu bei, daß seine Brust leise vibriert, sodaß Salkya die Melodie nicht nur hören, sondern auch spüren kann.
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Eine Weile geschieht gar nichts. Salkya blickt den Priester unverwandt an: "Es muss irgendwann in diesen verlorenen sechs Jahren passiert sein. In Gareth war Er noch nicht da... Auch wenn ich da hin und wieder mal schlecht geträumt hab. Und das war auch nicht so, wie das jetzt", erklärt sie ihm leise.

Als sie gerade den Mund aufmachen will, um weiter zu sprechen, zieht sie plötzlich ruckartig die Hand weg. Der Blick ihrer Augen wird hart und unerbittlich. Ihre Stimme verändert sich: "Lass den Dreck, Priester", dringt es unwirklich und fremd aus ihrer Kehle. Ein kaltes, falsches Lächeln verzerrt ihre Züge: "Du wirst versagen. Bei ihr wirst du versagen, Priester."

So wie es begonnen hat, so schnell ist es auch wieder vorbei. Die Verachtung auf ihrer Miene weicht und macht unsicherer Verwirrung Platz: "Wo waren wir?... Ach so... ja.... Ich weiß nicht, wem ich in den letzten Jahren alles begegnet bin." Es ist nicht klar ersichtlich, ob sie mitbekommen hat, was gerade passiert ist; irgendetwas seltsames, das sie es nicht einordnen kann, auf jeden Fall.
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Mit einem leichten Erschrecken, bemerkt Bruder Waldemar die Anrede durch den Dämon. Das hatte er bisher noch nicht erlebt. Rasch versucht er wieder den Hand-Körper-Kontakt herzustellen, um Salkya zu beruhigen. Dann erhebt er sich und hält dabei ihre Hand auf seiner Brust weiter fest.
Meine Tochter, bitte laßt uns das Gespräch weiter im Inneren des Klosters führen. Ich möchte auch gerne den Novizen des Schweigsamen hinzuholen. Wir sind auf einem guten Weg und sollten diesem Pfad jetzt folgen.
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Über Salkyas Miene huscht ein fragender Ausdruck, aber sie erhebt sich mit ihm und nickt auf seine Worte hin leicht. Sie kommt nicht umhin erleichtert zu sein, die Bilder ihrer Träume doch nicht sehen zu müssen. Auch das es jetzt rein gehen soll, behagt ihr nicht so ganz; ist sie doch viel lieber draußen. Aber sie kann Bruder Waldemar verstehen; wenn es um Dämonen geht, ist das Innere des Klosters bestimmt sicherer.

Sie mustert den Geweihten mit einer Mischung aus Unsicherheit und Misstrauen; möchte ihm gern vertrauen und hat doch Angst davor. Das die letzten Tage friedlich und ohne Zwang verliefen, trägt aber dazu bei, dass sie ihm jetzt folgt.
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